Schulreife: Vorschulklasse oder erste Klasse?

Was bedeutet - reif genug für die erste Klasse? Was sollte ein Erstklässler / eine Erstklässlerin können?

Beim Eintritt in die Schule sind die Voraussetzungen, die ein Kind mitbringt, sehr unterschiedlich. Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten sind individuell verschieden.

 

So sind manche Kinder mit 6 Jahren zwar schulpflichtig, aber noch nicht reif genug, die 1. Klasse ohne Hindernisse zu bewältigen. Die erste Klasse fordert viel von Ihrem Kind, auch wenn sich die LehrerInnen Mühe geben, den Start ins Lernen spielerisch und lustbetont zu gestalten.

 

Ihr Kind muss jedoch keinesfalls LESEN können, um reif für die erste Klasse zu sein! Diese Frage bekommen wir oft gestellt. Es muss auch nicht bis 1000 zählen... ;-)

 

Aber:

 

Ihr Kind sollte in der Lage sein, sich sprachlich in ganzen Sätzen auszudrücken und Bereitschaft zeigen, Aufgaben "trotzdem" zu erfüllen, obwohl sie ihm gerade keinen Spaß machen.

 

Es sollte sich längere Zeit konzentrieren können, auch auf Aufgaben, die es nicht gern macht - und über Ausdauer und Frustrationstoleranz (z.B.: "verlieren können") verfügen.

 

Es sollte seelisch stabil sein, Selbstbewusstsein haben, mit anderen Kindern zusammenarbeiten können.

 

Es sollte sich allein an- und ausziehen können - auch das Kleid/Hemd mit den vielen kleinen Knöpfen... ;-).

 

Es sollte einen Stift richtig halten und sicher führen können und mit einfachen Werkzeugen wie Schere, Bastelkleber... umgehen können.

 

Es sollte bereit sein, zuzuhören, wenn ihm erzählt oder vorgelesen wird, und es sollte sich an einfache Spielregeln halten können.

 

Es sollte bereit sein, sich auf Neues und Unbekanntes einzulassen

 

und einiges mehr...

 

 

 

 

Erkennen Sie Ihr Kind hier vielleicht wieder?

Ihr Kind führt Arbeiten oft nicht zu Ende (außer natürlich solche, die es besonders liebt - z.B.: Lego bauen) und ist schnell sehr frustriert und wütend, wenn etwas nicht (gleich) nach Wunsch gelingt?

 

Ihr Kind wirkt oft unkonzentriert und "zappelig"?

 

Ihr Kind ist oft weinerlich, ängstlich, wird wütend und verzweifelt schnell, wenn es etwas nicht kann oder sich überfordert fühlt?

 

Ihr Kind traut sich in großen Gruppen (Kindergarten) nicht, aktiv zu werden und bleibt immer schüchtern im Hintergrund?

 

Ihr Kind hat große Trennungsängste - und die Verabschiedung im Kindergarten ist jeden Morgen immer noch "ein Kampf", obwohl es dort alles und alle kennt?

 

Ihr Kind lehnt es ständig ab, zu zeichnen oder zu basteln und ist mit den Händen noch sehr ungeschickt?

 

Ihr Kind ist sehr zart, häufig krank und wirkt sofort gestresst, wenn es eine neue Situation alleine bewältigen soll?

 

Ihr Kind hat viele Ängste, ist extrem schüchtern, braucht sehr viel Nähe und Zuwendung und hat ein geringes Selbstbewusstsein?

 

Ihr Kind spricht generell wenig und hat große sprachliche Probleme?

 

Ihr Kind spricht eine andere Muttersprache und kann noch nicht so gut Deutsch, wie es können sollte?

 

Ihrem Kind fällt es schwer, sich in Ruhe allein (etwa 30 min) mit einer von Ihnen gestellten Aufgabe/Arbeit zu beschäftigen?

 

Ihr Kind hat Schwierigkeiten, zuzuhören, fühlt sich oft nicht angesprochen und kann mehrere kleinere Aufträge kaum (ohne nachzufragen) richtig ausführen?

 

Ihr Kind hat es momentan nicht leicht, weil innerhalb der Familie schwere Zeiten zu bewältigen sind (z.B.: Scheidung oder Trennung der Eltern, Umzug, Tod eines Familienangehörigen...) und ist darum weniger belastbar als sonst?

 

Die Kindergarten-PädagogIn Ihres Kindes hat Ihnen schon mehrmals gesagt, dass Ihr Kind Fortschritte macht, aber noch nicht so weit ist, wie viele andere "Zwergerl" im gleichen Alter?

 

Diese Liste von Fragen ist natürlich nicht vollständig ;-) , sie gibt aber einen kleinen Denkanstoß.

 

 

 

 

 

Warum kann mein Kind manche Dinge noch nicht so gut wie die anderen Kinder?

Ganz wichtig, zu wissen: Die Entscheidung VSK oder erste Klasse ist keine Frage der Intelligenz!

In der Vorschulklasse hatten wir schon Kinder, die locker weiter als bis 100 zählen und schon ein wenig LESEN konnten - die aber dennoch ein Jahr in der VSK gebraucht haben, um z.B.: seelisch stabil und auch emotional "reif" zu werden! Der Besuch der VSK sagt absolut nichts hinsichtlich Intelligenz aus! Es geht um die Schulreife, nicht um einen Intelligenztest!

 

Viele unserer ehemaligen Vorschul-Kinder haben später maturiert und studiert - aber auch deshalb, weil ihnen eben entsprechend Zeit gegeben wurde, bevor sie den Anforderungen der ersten Klasse gerecht werden mussten!

 

Mehrere Faktoren entscheiden mit darüber, ob ein Kind schon reif für die erste Klasse ist - oder noch ein Jahr Zeit bekommen sollte, eventuelle Defizite aufzuholen, sich an die Schule zu gewöhnen, Vertrauen in seine Fähigkeiten und Selbstbewusstsein zu gewinnen, Arbeitshaltung zu erlernen usw....

 

Die Förderung im Elternhaus, der regelmäßige Besuch des Kindergartens, das familiäre Umfeld, Freunde, die Sprachkompetenz und mathematische Kompetenz, individuelle Lernvoraussetzungen, körperliche und seelische Voraussetzungen... Dies und noch einiges mehr beeinflusst die Reife der Kinder.

 

Manche Kinder sind zu Schulbeginn gerade 6 Jahre alt geworden, andere fast schon sieben! Was für ein Unterschied!

Kein Wunder also, dass nicht alle Schulanfänger-Kinder zum gleichen Zeitpunkt (Datum der Schulreife-Überprüfung) in ganz gleichem Maße bereit sind, sich anzustrengen, zuzuhören, stillzusitzen, sich zu beteiligen, Regeln einzuhalten, Aufgaben zu erledigen, sich auf die neue Situation einzulassen, etc.

 

Als das eine Kind gerade geboren wurde, lernte das andere bereits das Laufen! Und nun sollen diese Kinder plötzlich am Tag der Testung - GLEICH REIF sein?

 

Genau dies sollten Sie bedenken, wenn Sie selbst Überlegungen anstellen, was für Ihr Kind das Beste wäre.

Sie erkennen Ihr Kind in mehreren der oben gestellten Fragen wieder?

 

Dann könnte es sein, dass die Vorschulklasse der richtige Platz für Ihr Kind wäre, denn dort kann auf seine individuellen Bedürfnisse bestens eingegangen werden. Ein "geschenktes" Jahr gewissermaßen, das oft viele Tränen ersparen kann.

 

 

 

 

 

Wem obliegt die Entscheidung - VSK oder 1. Klasse?

 

Die Schulreife wird durch das Kollegium der Volksschule festgestellt - nicht durch den Kindergarten und nicht durch die Eltern.

 

Diese Entscheidung wird im Rahmen der Schulreife-Überprüfung getroffen.

Dies geschieht mittels eines genormten Verfahrens (alle Salzburger Schulen testen nach den gleichen Kriterien - zu einem fix vorgegebenen Zeitpunkt.

 

Bei uns beobachten immer MEHRERE LehrerInnen jedes Kind bei der Schulreife-Überprüfung, um größtmögliche Objektivität zu gewährleisten.

 

Wir möchten, dass Ihr Kind genau den richtigen Platz / die richtige Klasse zugeteilt bekommt, damit es nicht unter- oder überfordert ist und einen schönen Schulbeginn bzw. einen schönen Start ins Abenteuer Lernen erlebt.

 

Die Arbeit jeden Kindes wird im Anschluss an die Testung in einer Konferenz der LehrerInnen, die das Kind betreut haben, besprochen. Hier wird dann die Entscheidung getroffen, wo Ihr Kind am besten aufgehoben ist: VSK oder 1. Klasse.

 

Diese Entscheidung treffen wir sehr sorgfältig. Es ist uns ein Herzensanliegen, dass Ihr Kind am Ende des ersten Jahres an unserer Schule noch genauso glücklich strahlt wie davor!

 

Einige Tage nach der Überprüfung werden Sie von der Direktion telefonisch informiert, wenn Ihr Kind der Vorschulklasse zugeteilt wurde. In einem kurzen Gespräch wird Ihnen erklärt, welche die Gründe dafür waren.

 

 

 

 

Was passiert, wenn ich mit der Entscheidung nicht einverstanden sein sollte?

Selten aber doch kam es in der Vergangenheit schon vor, dass Eltern unsere Entscheidung - trotz unserer ausführlichen Begründung - in Frage stellten.

 

Als Elternteil erlebt man sein Kind ganz anders - man ist stolz auf jede Kleinigkeit, hat kaum direkte Vergleichsmöglichkeiten und ist restlos begeistert vom eigenen Nachwuchs.

Dieser subjektive Eindruck stimmt manchmal nicht mit dem objektiven der Schule überein.

 

Sollten Sie in einem Telefongespräch mit der Direktion informiert worden sein, dass Ihr Kind die Vorschulklasse besuchen soll, erhalten Sie kurz danach ein offizielles Schreiben mit einem Bescheid.

 

Gegen diese Schul-Entscheidung können Sie - wenn Sie nach dem Informationsgespräch mit der Direktion immer noch fix der Meinung sein sollten, Ihr Kind "gehöre in die 1. Klasse", innerhalb der im Schreiben angegebenen Frist, Einspruch erheben.

Ihr Kind würde in diesem Fall dann noch vom Schularzt und der Schulpsychologie erneut "getestet". Final entscheidet eine Juristin/ein Jurist anhand der gesammelten Testergebnisse.

Diese Entscheidung ist dann für alle Seiten bindend.

 

 

 

 

Ist die VSK wie ein weiteres Kindergartenjahr? Wird nur gespielt?

Nein.

 

Die Vorschulklasse gehört zum Bildungssystem in Österreich dazu. 

Sie ist KEIN Kindergarten, sondern ein Schuljahr mit eigenem Lehrplan!

 

Es ist auch nicht möglich, ein Kind, das noch nicht schulpflichtig ist, vorzeitig in die Vorschulklasse aufzunehmen, um so das letzte Kindergartenjahr zu ersetzen! Die VSK ist etwas ganz Spezielles:

 

Das Vorschuljahr ist wichtig für Kinder, die bereits schulpflichtig, aber noch nicht (ganz) schulreif sind, um ihnen gezielt die Förderung zukommen zu lassen, und die Zeit zu geben, die sie wirklich noch brauchen, um später in der ersten Klasse gut lernen zu können.

 

Wie in der ersten Klasse hat Ihr Kind in der Vorschulklasse einen geregelten Schulalltag, eine eigene Klassenlehrerin, einen eigenen Raum (im 3. Stock) und nette MitschülerInnen. Es geht - wie die ErstklässlerInnen auch - mit einer Schultasche zur Schule und hat einen eigenen Stundenplan mit Schulfächern.

Die Kinder haben Gelegenheit, in 18 Wochenstunden, spielerisch und weitgehend ohne

ohne Leistungsdruck zu lernen.

 

Der Stundenplan besteht aus den Fachbereichen:

 

Sprache und Sprechen

Mathematische Früherziehung

Sachbegegnung

Bewegung und Sport

Singen und Musizieren

Bildnerisches Gestalten

Verkehrserziehung

Spiel

Rhythmisch-musikalische Erziehung

Werkerziehung

 

Der Arbeitsalltag in der VSK vermittelt den Kindern grundlegende Kenntnisse, ohne aber dem Lehrstoff der 1. Klasse zu sehr vorzugreifen, wobei die individuelle Förderung im Vordergrund steht. Ihr Kind wird "dort abgeholt, wo es steht".

 

Es ist ein schönes Jahr, den Schulalltag und die Organisation zu erlernen, in geschütztem Rahmen, mit viel Zuwendung.

 

 

 

 

Ist die VSK eine "Einbahnstraße"?

Nein.

In speziellen Fällen kann es sein, dass ein Kind so große Entwicklungsschritte macht (oder in dem halben Jahr zwischen Reife-Überprüfung und Schulbeginn gemacht hat), dass - nach einer gewissen Zeit in der Vorschulklasse - eine Aufstufung in die erste Klasse überlegt wird.

 

In Elterngesprächen (Klassenlehrerin + Eltern, bei Bedarf mit der Schulleitung) wird hier individuell geklärt, ob eine solche angezeigt ist oder nicht.

 

Ein Wechsel der Schulstufe (in eine erste Klasse) ist während des Vorschuljahres also möglich.

 

 
 

 

 

 

Weitere Informationen rund um das Thema erhalten Sie...

 

 

...von Ihrer Kindergarten-Pädagogin,

...am Tag der offenen Tür,

...am Informations-Elternabend zur Schuleinschreibung

 

und am Elternabend für Schulanfänger-Eltern an unserer Schule.